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Gow, Andrew Colin, "'Sanguis Naturalis' and 'Sanc de Miracle': Ancient Medicine, 'Superstition' and the Metaphysics of Mediaeval Healing Mircles", Sudhoffs Archiv, 87/2 (2003), 129-158.
- Resum
- Im Mittelalter galt Blut als besonders hochwertiges Mittel gegen Augenleiden, inkl. Augenwunden. Die Gründe dafür sind weder in der Schulmedizin noch in der sonst so dominanten Humoralpathologie zu suchen, sondern in einer ziemlich diffusen Tradition, in der antike Medizin und 'magischer' Glauben etwa gleichwertige Größen darstellen. Entgegen einem Hauptargument des bahnbrechenden russischen Mediävisten Aron Gurevich kann somit festgestellt werden, daß antike Traditionen nicht nur unter gebildeten Eliteschichten weitertradiert und bekannt waren, sondern unter viel breiteren Volksschichten das Leben, den Glauben und die Alltagspraxis beeinflußten. Zwar war die Herkunft solcher Ideen, meist eben aus altgriechischen und römischen Quellen, den gemeinen Frauen etwa, die laut Froissart das Blut von Geißlern als Augenheilmittel priesen, nicht bekannt; doch verband sie eine lange Geschichte tradierten Wissens (z.B. durch Isidor, Bartholomaeus Anglicus u.a.) um das augenheilende Wirken von Blut mit Dioskurides, Celsus und anderen Medizinern des klassischen Altertums. Neu dagegen war ein kaum überraschender Hang zur Vermengung dieses Wissens mit den christlichen Tropen des Heiltums und des fromm betrachteten Wunders, wobei die augenheilende Kraft von Blut durch dessen geistige Qualitäten als Ausscheidung und Kommunikationsmittel (das Paradigma ist ja in der Messe vorgegeben) von Märtyrern, Heiligen oder sonst geistig erleuchteten Wesen vermutlich gesteigert wurde. Eine weitere Dimension erblickt man in den vielen Texten des Altertums (sowohl in der Hebräischen Bibel wie etwa in der 'Odyssee' oder 'Aeneis'), in denen Blut mit Seele oder Seelenkraft gleichgesetzt wird; wo Blut, Augen und Seele dann geballt als 'Assoziationsbündel' auftreten, wird der hier angelegte Überblick über die antike Medizin, die christliche 'Wunderlogik' und viele textuelle Traditionen unerläßlich, um diese verwickelten, der bisherigen medizinhistorischen Forschung underchschaubaren (oder gar unsichtbaren!) Ideen und Texte zu deuten.
- Matèries
- Història de la medicina
- URL
- https://www.jstor.org/stable/20777904
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