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Moog, Ferdinand Peter, "The perfect physician: 16 th century perspectives from the Iberian peninsula", Sudhoffs Archiv, 84/2 (2000), 222-231.
- Resum
- Die Position der Medizin in der Hierarchie der Wissenschaften und die Bildung des vollkommenen Arztes waren seit der Antike ein Thema der medizinischen Literatur und wurden auch von Philosophen und anderen Autoren außerhalb der Medizin behandelt. In der spanischen Literatur des 16. Jahrhunderts finden sich einige bisher wenig beachtete Werke über den vollkommenen Arzt, die in mancher Hinsicht eine Fortsetzung der mittelalterlichen Schriften "De cautelis medicorum" und anderer Kataloge ärztlicher Pflichten und Verhaltensregeln darstellen. Daneben zeigen sie aber ein neues Interesse an den intellektuellen und charakterlichen Dispositionen des einzelnen, die ihn zum Arztberuf befähigen. In Huarte de San Juans 1575 erschienenem Werk "Examen de ingenios para las ciencias" erfuhr dieses Interesse eine Erweiterung in Richtung auf eine Analyse der für die Wissenschaften und akademischen Berufe der Zeit erforderlichen natürlichen Veranlagungen auf dem Boden der galenistischen Humoralpsychologie. Nach Huarte sind sämtliche moralische und intellektuelle Leistungen des Menschen von der Mischung der elementaren Qualitäten (warm, kalt, trocken, feucht) und der Zusammensetzung seiner Körpersäfte beeinflußt, somit auch die traditionellen kognitiven Basisfähigkeiten Gedächtnis, Verständnis/Urteilskraft und Vorstellung, welche wiederum Voraussetzung für einen Erfolg in der jeweiligen Wissenschaft seien. Da die kognitiven Basisfähigkeiten teilweise widersprüchliche elementare Qualitäten voraussetzten, sei es unmöglich, daß sie zugleich in einem Menschen in vollkommener Ausprägung vorkommen. Da nun aber die Medizin eine Kombination theoretischer (auf Gedächtnis und Verständnis gegründeter) und praktischer (auf Vorstellung gegründeter) Wissenschaft sei, könne es den vollkommenen Arzt überhaupt nicht geben. Dieser Schluß bestätigt aber nur scheinbar diejenigen Vertreter der spätmittelalterlichen "Disputa delle arti", die der Medizin eine intellektuelle und moralische Unterlegenheit gegenüber anderen Wissenschaften, insbesondere der Jurisprudenz, zuwiesen. Denn wenn auch ein vollkommener Arzt als logisch unmöglich herausgestellt wird, so erhält in Huartes System die humoralphysiologisch geprägte Medizin selbst eine grundlegende Bedeutung für die Selektion und Beeinflussung der Begabungen für die eigene und alle anderen Wissenschaften.
- Matèries
- Història de la medicina
- URL
- https://www.jstor.org/stable/20777768
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